30|07|2025
Heidekreisklinikum
Der Rohbau steht, doch die Arbeit geht weiter. Mit innovativer Technik und durchdachter Struktur wird ein modernes Krankenhaus geschaffen.
Bad Fallingbostel – „Wir werden jetzt gleich von hinten in das Gebäude reingehen“, erzählt Dr. med. Achim Rogge, der Geschäftsführer des Heidekreis-Klinikums, während der Baustellenbegehung. Fast ein halbes Jahr nach der Grundsteinlegung ist der Bauplatz des neuen Heidekreis-Klinikums in Bad Fallingbostel vollkommen verändert.
Der Rohbau ist in Teilen bereits abgeschlossen. Mit Hochdruck wird daran gearbeitet „das Dach draufzusetzen“, so Rogge, damit in den restlichen Jahren Bauzeit die umfangreiche Technik eingebaut werden kann.
„Wir haben einen Auftrag vom Sozialministerium bekommen: ,Macht euch mal Gedanken über ein pandemieresistentes Krankenhaus‘“, erklärt der Geschäftsführer. Das zeigt sich in der gesamten Struktur des neuen Klinikums. 50 Prozent der 387 Betten werden Einzelzimmer sein.
Das diene nicht der Unterhaltung von Privatpatienten, sondern der Hygieneprophylaxe. Man habe viel aus der Pandemie gelernt, so der Klinikchef. Das Gebäude besteht aus mehreren Kuben, in denen die Stationen um einen Lichthof herum untergebracht sind.
Die Patientenzimmer werden außen liegen, die Mitarbeiterzimmer innen. Vier mal 14 Einzelzimmer passen jeweils auf eine Station, an jeder Seite 14 Betten, die sich im Bedarfsfall jeweils in eine Isolationsstation umwandeln lassen.
Die Struktur in Kuben hat weitere Vorteile. „Wir haben in unseren Altstandorten analysiert, dass eine durchschnittliche Pflegekraft pro Nacht beziehungsweise pro Schicht ungefähr 13 bis 14 Kilometer läuft“, berichtet Rogge. Durch die Ring-Form der Stationen und die strategische Positionierung von Fachbereichen sollen sich die Laufmeter drastisch reduzieren.
Dazu kommt eine, so der Geschäftsführer, „intelligente, computergestützte Rohrpostanlage“, die beispielsweise Blut und Medikamente durch das Klinikum transportieren kann. Alle Wege im Neubau seien genauestens durchdacht, sagt Architekt Joachim Welp von der Architektengruppe Schweitzer.
So werden sich im Erdgeschoss, nahe dem Haupteingang, beispielsweise Stationen befinden, die auch viel von ambulanten Patienten besucht werden: Radiologie, Kardiologie und Endokrinologie. Die Wegführung ist von Welp so geplant, dass sich die Patienten aus dem Krankenhaus und von außerhalb nicht begegnen.
„Der Ambulante geht hier rein, der Stationäre kommt von der anderen Seite, man trifft aber immer auf dieselben Räume.“ Dasselbe gelte für die Logistik, die im Keller liegt. „Es gibt separate Logistik-Fahrstühle. Ein pandemieresistentes Krankenhaus muss selbst in der Logistik durchdacht sein.“
Beim neuen Heidekreis-Klinikum wird in die Zukunft gedacht. „Alle Dächer und auch einige Seitenwände sind mit Photovoltaik ausgestattet“, berichtet der Architekt. Geheizt wird vorerst noch mit Gas. „Alternative Energieerzeugung ist im Moment noch völlig unwirtschaftlich für so ein Haus, dafür ist Gas einfach noch zu billig.“
Der Energieverbrauch eines Klinikums sei in etwa so hoch wie der einer Kleinstadt. „Wir haben aber die Voraussetzungen geschaffen, um später auch eine andere Heizungsmöglichkeit aufzustellen“, ergänzt Achim Rogge. „In dem Moment, wo das in der Größenordnung abbildbar ist, werden wir auch technisch in der Lage sein, diese neuen Energieformen hier zu integrieren.“
Die Baustelle selbst ist „multikulti“ unterwegs, wie der Polier Martin Ort von der Baufirma Riedel Bau berichtet. Wenn alle da sind, seien zwischen 60 und 70 Arbeiter vor Ort. „Die Eisenleger kommen aus Griechenland und der Türkei. Die Rohbauer kommen zum Teil aus Rumänien, Albanien und Mazedonien. Und die Erdbauer kommen aus Albanien. Das ist ganz typisch für eine Großbaustelle.“
Großprojekte wie dieses müssten EU-weit ausgeschrieben werden, deshalb würden die Arbeiter oft aus ganz Europa kommen. „Das ist so gewollt und auch so gewünscht“, sagt Ort.
Das Geländepotenzial wird für den Bau vollkommen ausgeschöpft. Am Ende sollen gleich drei Etagen durch Ein- und Ausgänge von außen erreichbar sein. Im Keller wird der Logistikbereich direkt an eine Ladezone angebunden werden. Im Erdgeschoss wird sich der Haupteingang mit Zugang zu den ambulanten Stationen befinden.
Dazu kommt der Eingang im ersten Stock zu den Bereichen Palliativstation, Pädiatrie, Geriatrie und Psychiatrie. Dadurch soll der Zugang zu den Gartenanlagen erleichtert und besser eingebunden werden. „Das ist das Charmante hierbei, dass wir ein so großes Gefälle haben, dass wir auf der Rückseite dieses Gebäudes diese ersten Stockstationen ebenerdig ausgebaut haben“, sagt Rogge.
Um das Gelände dafür zu optimieren, sei der Abraum genutzt worden, der bei den Tiefbauarbeiten angefallen ist. „Der sandige Heideboden ist dafür bestens geeignet“, fügt Architekt Welp hinzu.
Die Eröffnung des neuen Klinikums soll voraussichtlich 2028 stattfinden. Nach wie vor werde der Zeitplan eingehalten. „Im Moment sind wir im Budget“, sagt Geschäftsführer Achim Rogge. Das Geld für den Bau komme zu einem Großteil aus Fördermitteln des Sozialministeriums – es gehe um eine Fördermittelsumme von 222 Millionen.
Dazu kämen noch rund 57 Millionen Euro vom Landkreis, teilt Rogge mit. „Weil es laut Krankenhausförderungsgesetz auch Bereiche gibt, die nicht gefördert werden dürfen.“ Beispielsweise Parkplätze und Küchen. Das Richtfest ist für das kommende Frühjahr geplant.