01|02|2013

Das Krankenhaus

BUND-Gütesiegel "Energie sparendes Krankenhaus“

Seite 189-190

Krankenhaus Bethel Berlin: Heute an morgen denken

In den letzten fünf Jahren konnte das 270-Betten-Krankenhaus Bethel Berlin den Ausstoß von klimaschädlichem CO2 kontinuierlich um jährlich 689 Tonnen verringern. Am 10. Januar 2013 erhielt es dafür sein erstes Gütesiegel „Energie sparendes Krankenhaus“. Für Stephan Wegener, Hauptgeschäftsführer des Krankenhauses Bethel Berlin, ist damit ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Green Hospital geschafft. Für diese Prozesse setzt das Krankenhaus auf effiziente Technologien und starke Klimaschutzpartner.

Das in Berlin-Lichterfelde ansässige Krankenhaus Bethel ist ein akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Rostock. Träger ist das Diakoniewerk Bethel e.V. Schon 2008 wurde die Energieversorgung von Heizöl auf Erdgas umgestellt, zur Nutzung von Wärme und Strom in ein Blockkraftheizwerk investiert und eine Energiesparpartnerschaft mit der Hochtief Energy Management GmbH abgeschlossen. So konnten weitere Modernisierungen bei der Wärmeversorgung, Beleuchtung und im Energiemanagement finanziert werden. Neben dem Umweltschutzaspekt ist die wirtschaftliche Betrachtung für das freigemeinnützige Krankenhaus von zentraler Bedeutung: Mit erheblichen jährlichen Energiekosteneinsparungen wurden auch hier die Erwartungen übertroffen. Wegener: „Das verdanken wir insbesondere dem Engagement unserer Beschäftigten und der guten persönlichen Zusammenarbeit mit unseren Einsparpartnern. Es wäre schön, wenn zukünftig noch mehr Kliniken mit Hilfe des Gütesiegels ihre kontinuierliche Ressourceneffizienz und damit ihren Beitrag zum Umweltschutz prüfen würden.“

Das Krankenhaus Bethel hat zur Optimierung der gesamten energetischen Situation ein Investitions-Stufenkonzept bestehend aus folgenden Maßnahmen umgesetzt:

  • Planung und Einbau eines Blockheizkraftwerkes (BHKW), das in die bestehende Energieversorgung eingebunden ist.

  • Beim Neubau und der Erneuerung der OP-Bereiche kam neueste Lüftungs- und Kältetechnik zum Einsatz.

  • Ein Wärmeliefer-Contracting-Vertrag mit der Gasag Wärme Service wurde geschlossen.

  • Ein Energiespar-Garantievertrag mit Hochtief Energy Management soll dazu beitragen, den Verbrauch aller im Krankenhaus Bethel eingesetzten Energiearten zu reduzieren und gleichzeitig eine Reduzierung umweltbelastender Emissionen zu erreichen.

Zur Energieoptimierung sind alle statischen Heizkreise so eingestellt, dass die Heizkurven optimiert sind. Neben moderner Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik verfügt das Klinikum über eine frequenzgeregelte Pumpentechnik, frequenzgeregelte Ventilatoren für die raumlufttechnischen Anlagen, Thermostat-Heizkörperventile mit Temperaturbegrenzung und vieles mehr. Wärmemengenzähler ermöglichen ein Energiecontrolling. Gespart wird auch bei der Wasserversorgung. Dazu gehören unter anderem Wasser-Spar-Perlatoren an Waschtischen, Durchflussregler in den Duschen sowie die Drehzahloptimierung der Pumpentechnik im Schwimmbad. Daneben wurde ein Flyer „Grünes Krankenhaus“ erstellt, der über die Maßnahmen informiert und Mitarbeitern wie Patienten wertvolle Hinweise zum ressourcenschonenden Verhalten in Alltag und Beruf an die Hand gibt. Insgesamt gab die Klinik so trotz einer energieintensiveren Flächen-nutzung, die sich beispielsweise aus einer gestiegenen Anzahl von OP-Sälen ergibt, jährlich circa 92 000 € weniger für Wärme und Strom aus. Es ist im Durchschnitt um mehr als ein Fünftel energieeffizienter als andere deutsche Krankenhäuser vergleichbarer Größe.

 

Franziskus-Krankenhaus Berlin

Das Franziskus-Krankenhaus Berlin bekam ebenfalls im Januar erstmals das BUND-Gütesiegel für seine energetische Sanierung. Über einen 2006 mit der Vattenfall Europe Sales GmbH geschlossenen Vertrag zur Energiesparpartnerschaft konnte das 215-Betten-Krankenhaus auf das Wissen und die Erfahrungen von Fachleuten zugreifen, um zum Beispiel ein modernes Energiemanagementsystem zu installieren. Dadurch werden rund um die Uhr Verbrauchsspitzen gepuffert, Leckagen zeitnah identifiziert, um sie anschließend zu beheben, sowie der gesamte technische Betrieb des Krankenhauses überwacht und gesteuert. Die Klinik hat darüber hinaus die Beleuchtung modernisiert. Insgesamt senkte das Franziskus-Krankenhaus seine Treibhausgasemissionen von 2006 bis heute um 25 Prozent. Das entspricht 627 Tonnen weniger CO2.

 

Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe

Das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe, eine anthroposophische Klinik mit 304 Betten, hat bereits 2001 eine Energiesparpartnerschaft mit der Vattenfall Europe Sales GmbH geschlossen, um vor allem die Wärmeversorgung und Teile der Stromversorgung zu modernisieren. Dafür erhielt die Klinik 2007 erstmals das BUND-Gütesiegel. Seitdem wurde die Betriebstechnik weiter kontinuierlich optimiert und darüber hinaus ein Blockheizkraftwerk in Betrieb genommen. Einige Klinikgebäude wurden komplett saniert, das Dach eines Gebäudes wärmegedämmt. Das reduzierte den CO2-Ausstoß nach der ersten großen Einsparung von 27,8 Prozent CO2 bis 2007 noch einmal um fast 21 Prozent. Für eine Verlängerung des Gütesiegels wären pro Jahr ein Prozent, also insgesamt fünf Prozent, ausreichend gewesen. Seit 2001 hatte die Havelhöhe schon 1 060 Tonnen CO2 gesenkt. Nun sind es noch einmal 573 Tonnen (über 197 000 € Energiekosten) weniger. Das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe ist laut BUND ein gutes Beispiel, wie die kontinuierliche Suche nach Energiespar-potenzialen die Energieeffizienz von Krankenhäusern maßgeblich steigern kann.

In einer Gesprächsrunde anlässlich der Siegel-Verleihung stellten Dr. Harald Hasselmann, Kaufmännischer Direktor des Franziskus-Krankenhauses, Stephan Wegener, Hauptgeschäftsführer des Krankenhauses Bethel Berlin, und Dr. med. Roland Bersdorf, Geschäftsführer des Gemeinschaftskrankenhauses Havelhöhe, die Beispiele zu energieeffizienten Maßnahmen und zur Motivation bei der Umsetzung dar. Alle drei betonten das Engagement der Beschäftigten in den Kliniken und die Wichtigkeit der persönlichen Zusammenarbeit mit den Einsparpartnern, die diesen Erfolg möglich gemacht haben. Andreas Jarfe, Landesgeschäftsführer des BUND Berlin e.V., machte deutlich, dass Krankenhäuser als ressourcenintensive Unternehmen eine Vielzahl an Einsparmöglichkeiten haben, diese aber auch gewinnbringend nutzen können. Dies wirkt sich beispielsweise bei Kreditverhandlungen mit Banken und durch die Wertsteigerung ihrer Immobilien aus. So ergibt sich für jedes Krankenhaus mit einem umgesetzten Energiekonzept eine Win-win-Situation – für das Unternehmen und für die Umwelt.

© Das Krankenhaus Heft 2|2013

 

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