01|07|2009
Das Medizinische Versorgungszentrum Spandau Arcaden in Berlin muss ganz unterschiedlichen Patientengruppen gerecht werden. Doch ein auf Licht und klare Farbgebung setzendes Konzept schafft Orientierung und das Gefühl von Geborgenheit für alle. Der Innenausbau stammt von der Braunschweiger Architektengruppe Schweitzer + Partner.
„Hoffnung ist nicht das Warten auf körperliche Genesung, sondern die Gewissheit, auf mein Leben und Erleben Einfluss nehmen zu können.“ Dieser Leitsatz der Internistin Dr. Hannelore Seibt stand auch im Mittelpunkt der Überlegungen, mit denen das Büro Schweitzer + Partner an das Gestaltungskonzept für die etwa 450qm Grundfläche umfassenden Räume des fachübergreifenden Praxisverbundes in Berlin herangegangen ist. Drei Mediziner unterschiedlicher Fachrichtungen arbeiten hier unter einem Dach zusammen: ein Allgemeinmediziner, ein Gynäkologe und die genannte Internistin mit onkologischem Behandlungsschwerpunkt. Alle drei haben – auch wenn es Überschneidungen gibt – ganz verschiedene Patienten mit unterschiedlichen Ansprüchen und Bedürfnissen. Ihnen allen musste das Raumkonzept gleichermaßen gerecht werden. Die Reaktionen der Patienten geben dem Konzept recht: Es herrscht einmütige Begeisterung über die großzügigen, hellen Räumlichkeiten, wie Dr. Hannelore Seibt berichtet. Die Architektengruppe Schweitzer + Partner war den Bauherren, der Firma MFI Management für Immobilien, durch die bereits zuvor realisierten Umbauten am Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe vor den Toren Berlins bekannt. Die Kernkompetenz der seit rund 50 Jahren bestehenden Architektengruppe liegt in Bauten des Gesundheitswesens, die „in einer ausgewogenen Mischung aus Patientenfreundlichkeit und Ökonomie, aus Prozess-
optimierung und Heilungsunterstützung geplant und realisiert werden“.
Alle drei Ärzte haben dem Wunsch nach einer entspannten und freundlichen Atmosphäre für ihre Praxis hohe Priorität beigemessen. Die Patienten sollen in einem wohnlichen Raumgefüge empfangen werden und sich dort gut aufgehoben fühlen. Damit sollen Ängste verhindert und Distanz abgebaut werden; ein partnerschaftlicher Umgang zwischen Arzt und Patient wird als Grundlage einer erfolgreichen Therapie angesehen. Die drei medizinischen Disziplinen sind in der Raumgestaltung durch unterschiedliche Türfarben gekennzeichnet: Für die Gynäkologie wählten die Architekten gelbgrüne Türen – sie sollen eine beruhigende Frische vermitteln. Die blauen Türen der Allgemeinmedizin signalisieren straffe, klare medizinische Sachlichkeit. Und die – intim am hinteren Ende der Praxis gelegenen – Räume der Onkologie sind mit cottofarbenen Türen ausgestattet worden. Sie strahlen eine bodenständige und Wärme vermittelnde Atmosphäre aus. In Verbindung mit einem soliden Eichenholzparkett soll sie den Patienten Halt bieten.
Bedingt durch den Grundriss der Räumlichkeiten erhält der Eingangsbereich der Praxis kein Tageslicht. Die Architekten haben sich deshalb für den Einbau einer hinterleuchteten Tageslicht-Folienspanndecke entschieden, die eine offene, helle, entspannte, tageslichtähnliche Raumstimmung schafft. Es handelt sich dabei um eine in Randprofile eingespannte Kunststofffoliendecke. Sie streut das Licht gleichmäßig über die entstehende homogene Oberfläche und simuliert damit das Tageslicht.
Als Leuchtmittel sind Leuchtstofflampen in warmweißer Ausführung verwendet worden, deren Lichtfrequenz der des Tageslichts nahekommt und damit dem menschlichen Auge vertraut ist. Fließende Bewegungen an Wänden, Decken und Tresen verkürzen die sonst übliche Monotonie langer Flure optisch. Die Praxis umfasst jeweils zwei Sprech- bzw. Untersuchungsräume pro Arzt, außerdem einen Raum zur Aufbereitung der Zytostatika, einen Überwachungsplatz für die ambulante Chemotherapie, einen Hyperthermieraum sowie einen CTG-Platz. Die gemeinsamen Räume sind der Warteraum, die Anmeldung, ein Personalaufenthaltsraum, ein Archiv, die Garderobe sowie ein Personal- und ein Besucher-WC.
Die Wandgestaltung wurde bewusst neutral gehalten, um das Eichenholzparkett in Schiffsbodenverlegung als Gestaltungsmerkmal zur Geltung zu bringen. Die raumhohen Fenster der Praxis erhalten einen innen liegenden Sonnenschutz, etwa Vertikallamellen oder Vorhänge. Die Art und die Intensität der Verschattung sind für jeden Raum individuell wähl und einstellbar. Die Zimmertüren der Untersuchungs und Laborräume sowie der Bibliothek und des BehindertenWC werden durch Fenster in Form eines satinierten Bullauges aufgelockert.
© Abacus 2009
Fotos: Uwe Brodmann www.brodmann-fotografie.de